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Der "Nachweis zur Erlangung des Bonus beim Zahnersatz"

/ 2 min read

Das Bonusheft

Wenn ich in Deutschland für den alljährlichen Kontrolltermin zum Zahnarzt gehe, dürfen zwei Dinge nicht fehlen: die Krankenkassenkarte und das Bonusheft. Ersteres finde ich in Ordnung, aber der Nachweis meiner sogenannten “Zahngesundheitsuntersuchung zur Erlangung des Bonus beim Zahnersatz gemäß § 30 (5) SGB V” via Stempel im Bonusheft, zeigt wieder einmal deutlich wie es um die Digitalisierung hierzulande bestellt ist. Berücksichtigt werden die letzten fünf Jahre für 20% und die letzten zehn Jahre für 30% Bonus beim Zahnersatz. Dies kann also eine hohe Kostenersparnis bedeuten.

Doch was, wenn einer der Stempel mal vergessen wurde? Ich wurde jedenfalls noch bei keinem Zahnarzt am Empfang aktiv darauf hingewiesen, dass ich mir einen Stempel abholen kann. Was, wenn ein Stempel fehlt, es den entsprechenden Zahnarzt aber nicht mehr gibt? Was, wenn das ganze Bonusheft mal verloren geht?

Bonusheft weg? Pech gehabt!

Die Antwort meiner Krankenkasse, mit der ich ansonsten sehr zufrieden bin: ¯\_(ツ)_/¯ Pech gehabt. Meine Nachfrage bei der Krankenkasse, ob die KVB solche nachweispflichtigen Zahnarztbesuche nicht auch im Nachhinein belegen kann, wurde verneint. Aber es gebe ja bald die tolle neue elektronische Patientenakte (ePA) mit der dann alles dokumentiert werde.

Ach ja, die elektronische Patientenakte ❤️

Es ist paradox, dass ich über den schlechten Zustand der Digitalisierung in Deutschland schreibe und mich gleichzeitig gegen ein solches Digitalisierungsprojekt ausspreche. Es gibt aber viele Gründe die ePA nicht zu unterstützen.

Jeder mit Zugriff auf Patientenakten kann auch meine Daten lesen. Ja, man benötigt meine ausdrückliche Erlaubnis, aber wann hat dies schonmal in der Vergangenheit jemanden davon abgehalten sich Einblick in solch hochsensible Daten zu verschaffen? Alle Ärzte eines Patienten können dessen Daten einsehen, wenn dieser nicht aktiv ‘Nein’ dazu sagt (siehe hier). Die Regierung will gegen jeden Widerstand ein Opt-Out statt Opt-In durchbringen, obwohl das deutsche Gesundheitsnetzwerk nachweislich nicht sicher ist.

Datendiebstahl und das Veröffentlichen solcher hochsensibler Daten sind unumkehrbar. Ein Risiko, das ich nur durch ausdrücklichen Widerspruch vermeiden kann? So fühlt man sich von Leuten gegängelt, die noch weniger Ahnung von der Materie haben als ich. Zu allem Überfluss schaffen die verantwortlichen Minister und Ministerinnen und Institutionen es auch immer wieder den Rat oder konstruktive Kritik von Experten und Expertinnen zu ignorieren—zumindest so lange, bis der öffentliche Druck zu groß wird.